Vivitar 70-210mm Series 1 | Erfahrungen mit dem Vintage-Teleobjektiv

Vivitar 70-210mm Series 1 | Erfahrungen mit dem Vintage-Teleobjektiv

Nachdem der Artikel zum Helios 44-2 so gut angekommen ist, dachte ich, ich schreibe mal etwas über einen anderen Objektiv-Klassiker. Diesmal geht es mit dem Vivitar 70-210mm Series 1 weiter in den Zoom-Bereich.

In diesem Artikel erfährst du, wieso das Vivitar unter heutigen Fotografen ein so beliebtes Vintage-Objektiv ist und worauf es beim Gebrauchtkauf zu achten gilt.


Wieso sollte man heute noch mit einem Objektiv aus den 1970ern fotografieren?

Grundsätzlich gilt: Objektive für analoge Fotografie sind auch für analoge Kameras optimiert. Wer glaubt, bis auf den Objektivanschluss habe sich da nichts geändert, der irrt gewaltig.

Um das kurz zu erklären muss man sich klar machen, dass ein digitaler Sensor nur Licht registriert, das senkrecht, also in einem 90°-Winkel auf ihn fällt. Bei Film ist das anders. Dieser reagiert auch auf Licht, wenn es beispielsweise in einem 80°-Winkel auftrifft.

Aus diesem Grund hat der Wechsel von analogen auf digitale Kamerasysteme erhebliche Folgen für die Objektiv-Konstruktion gehabt.

Aber was passiert denn wenn man trotzdem ein altes Vintage-Objektiv, wie das Vivitar, an eine digitale Kamera anschließt?

Der Hauptunterschied im fertigen Foto ist eine stärkere Randabdunkelung bzw. Vignette als bei modernen Objektiven. Das liegt daran, dass auch bei analogen Objektiven die Strahlen in der Bildmitte senkrecht auf die Sensorebene treffen. Zum Rand hin treffen diese Lichtstrahlen aber flacher auf den Sensor. Die Folge ist, dass der Sensor weniger Licht aufnimmt und das Bild in Richtung der ränder etwas dunkler wird.


6 Gründe für die heutige Beliebtheit des Vivitar Series 1

  1. Beim Vivitar 70-210mm handelt es sich um ein Vollformat-taugliches Objektiv. Wie jeder weiß´sind und waren Vollformat-Objektive immer teuer und werden es auch immer bleiben. Die Gründe sind vielfältig: viel verbautes Glas, hoher Anspruch an präzise Verarbeitung etc. Das Series 1 gibt es allerdings schon ab 20-50€ auf diversen Internet-Plattformen. Und die leichte Vignette lässt sich heute ohne Probleme mit Lightroom entfernen.
  2. Das Objektiv ist mit einem Macro-Modus ausgestattet. Macro-Linsen sind meistens noch mal teurer, als normale Vollformat-Objektive. Das ist ein großes Hemmnis für alle, die in die Makro-Fotografie einsteigen wollen und ein guter Grund es einmal mit einem günstigen Vivitar zu probieren.
  3. Beim Vivitar ist ein Schub-Zoom. Damit lassen sich an einem Stellrad sowohl der Fokus und der Zoom verändern. Und das gleichzeitig. Einen Vorteil stellt das vor allem beim Filmen dar. Heute werden Objektive nur noch in Ausnahmefällen mit diesem Mechanismus gebaut, weshalb nicht wenige Video-Filmer sich für das Vivitar entscheiden.
  4. Noch vor einigen Jahren war ein manueller Fokus ein absolutes Ausschluss-Kriterium für die meisten digitalen Kameras. Die meisten Sucher waren nicht mehr dafür gebaut angenehm manuell zu fokussieren. Mit der Verbreitung von spiegellosen Kameras hat sich das massiv geändert. Funktionen wie Fokus-Peaking macht das manuelle Fokussieren so einfach wie nie und alte manuelle Objektive erfreuen sich neuer und zunehmender Beliebtheit.
  5. Das Vivitar 70-210mm Series 1 war schon zu Zeiten analoger Kameras bekannt für seine exzellente Schärfe. Das Objektiv ist bis in die Ecken scharf und bietet selbst offenblendig eine tolle Performance.
  6. Vintage Objektive bieten keine fotografische Perfektion und gerade das macht ihren Reiz aus. Moderne Objektive sind oftmals schon etwas zu perfekt verlieren deshalb für viele Fotografen die besondere Persönlichkeit, die alte Objektive immer unterschieden hat.

Daten

  • 70-210mm Brennweite
  • M42 Schraubanschluss (gibt es aber auch mit einigen anderen Anschlüssen)
  • Blende: f/3.5 (gibt es aber auch mit Blende f/2.8-4.0)
  • Naheinstellgrenze: 1,95m
  • Macro-Verhältnis: 1:2.2

Auch am Ende dieses Artikels werde ich wieder einige weiterführende Links aufführen, mit denen man gut weiter recherchieren kann. Wenn man damit aber einmal angefangen hat, sollte man damit rechnen, einige Stunden beschäftigt zu sein. Viel Spaß 😉


Wie aktiviert man den Makromodus beim Vivitar 70-210mm?

  1. Brennweite auf 210mm ziehen.
  2. Den weißen Knopf auf einem der Flügel am Objektiv drücken und gedrückt halten.
  3. In Richtung des gelben Pfeils mit der Beschriftung Macro drehen.
  4. Fokussiert wird nun mit dem, was vorher nur die Brennweiten-Einstellung war. Den nahesten Fokus erhält man bei auf der 70mm Stellung.
Links ist der kleine weiße Kunststoffknopf erkennbar. Rechts im Bild ist der Pfeil zu sehen.

Vollformat oder APS-C?

Wie immer bei Vintage-Objektive stellt sich die Frage an welche Kamera man das Objektiv am besten anschließt. Ich persönlich bin der Meinung, dass es kaum sinn macht, das Vivtar an eine APS-C Kamera anzuschließen, außer man hat es wirklich auf eine Brennweite von bis zu 300mm abgesehen. In diesem Fall würde ich allerdings dringend davon abraten eine Kamera ohne Fokus-Peaking zu verwenden. Das Fokussieren kann sonst wirklich zur Qual werden.

Am meisten Sinn macht das Objektiv an einer Vollformat-Kamera. Selbst die Fokus-Systeme der allermeisten DSLRs ohne Fokus-Peaking funktionieren mit dem Objektiv so gut, dass man gut scharf stellen kann.

Wenn du meine Meinung zur besten Kamera für Vintage-Objektive wissen möchtest, erfährst du in diesem Artikel mehr.

Vivitar Series 1 Gebrauchtkauf – Die üblichen Verdächtigen

Wenn du zum ersten mal ein altes Objektiv kaufst, solltest du die einprägen auf die folgenden vier Punkte zu achten. Alle vier können je nach Ausprägung ein Ausschlusskriterium oder ein gutes Argument bei der Preisverhandlung sein.

  1. Sturzschäden am Gehäuse
  2. Pilz im inneren des Objektivs (Einfach mal hindurch schauen und auf die Ränder achten)
  3. Verklebte Blendenlamellen
  4. Kratzer auf der Front UND Rücklinse (letztere vergessen die meisten)

Wenn du mehr zum Thema Gebrauchtkauf von Objektiven erfahren möchtest, hilft die das folgende Video weiter.


Weiterführende Links:

https://olypedia.de/index.php?title=Vivitar – Eine Art Wikipedia für Olympus-Objektive.
https://www.kenrockwell.com/vivitar/70-210mm.htm – Sehr gute Infos zu meinem Modell des Vivitar.
https://www.flickr.com/search/?sort=interestingness-desc&safe_search=1&text=Vivitar%20Series%201%2070-210&view_all=1 – Beispielbilder
https://www.photoscala.de/2008/10/10/vivitar-ganz-grosses-kino/ – Ein Artikel zur Geschichte von Vivitar

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Das Vivitar Serie 1 3,5/70-210 mm ist einfach super. Der Look ist , das Fotos mit zerfließender Unschärfe im Hintergrund erzeugt werden, Color Foto Look Matadore der Photographie,der Siebziger Jahre, sonst nicht mit dem Computer nachahmbar! Super aufwendig auch die Mechanik.

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