Sarajevo im Regen | Streetfotografie

Sarajevo im Regen | Streetfotografie

Die Streetfotografie hat mit dem Aufkommen von Instagram einen enormen Schub erlebt. Was vorher meist nur für das eigene Privatvergnügen taugte und nur selten als Kunst ausgestellt wurde, lässt sich mit entsprechenden ortsbezogenen Hashtags sehr gut über Soziale Netzwerke verbreiten.

Dieser Artikel handelt von meinen Erfahrungen mit Street-Fotografie im Regen. Meine letzte ungewollte Street-Strecke, die ich im Regen geschossen habe, ist Anfang dieses Jahres in Sarajevo entstanden.


Vorneweg: Ausrüstung

  • Regenkleidung ist mit Sicherheit der offensichtlichste Punkt auf dieser Liste. Nachdem ich nach der Sarajevo-Session aber trotz (eher schlechter) Regenjacke zwei Wochen mit einer Grippe im Bett lag, bestehe ich darauf, diesen sehr banalen Punkt an den Anfang der Liste zu setzen. Merke: Zitternd schießt man keine guten Fotos.
  • Stichwort: Weather Sealing. In den letzten Jahren immer häufiger auch schon bei Mittelklasse-Kameras vertreten, ist Weather Sealing der Kamera mittlerweile auch bei Amateur-Fotografen angekommen. Oft vergessen wird dabei das Objektiv. Prüfe unbedingt vorher, ob auch dein Objektiv ein bisschen Wasser ab kann bevor du in den Regen ziehst. Wasser im Objektiv kann eine Menge Schaden anrichten und fördert Objektivpilz!
  • Linsentuch
  • UV-Filter. Die Frontlinsen von Objektiven, insbesondere deren Vergütung (die Beschichtung der Frontlinse), haben es gar nicht gern, wenn man mit einem Brillentuch oder Linsentuch auf ihnen herum reibt. Im Regen ist das aber meistens die einzige Möglichkeit nervige Wassertropfen los zu werden. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, einen UV-Filter zu verwenden. Von diesem kannst du dann die Wassertropfen herunter reiben, ohne die Vergütung deines Objektives zu ruinieren.
  • Sonnenblende nicht vergessen. So landen von Anfang an weniger Regentropfen auf der Linse.
  • Base-Cap. Eine Kaputze reicht oft nicht aus, um dein Gesicht vor dem Regen zu schützen. Beim Fotografieren kann man Wasser im Auge allerdings wirklich nicht gebrauchen. Ich trage aus diesem Grund beim Fotografieren im Regen immer eine einfache Base-Cap.
rosen von sarajevo

Streetfotografie im Regen – Besonderheiten

Neben einer ganzen Menge Widrigkeiten und Herausforderungen bietet die Streetfotografie im Regen auch so einige Besonderheiten, die Fotografie-Möglichkeiten eröffnen, die man im Trockenen nicht hat.

Die wichtigste Besonderheit bei Fotografie im Regen ist meines Erachtens nach die große Zahl reflektierender Flächen. Pfützen sind da nur eine von vielen Möglichkeiten. Häufig reflektieren auch glatte Fassaden im Regen besonders gut.

Um Reflexionen in Bildern zu erzeugen, muss sich die Kamera in einem möglichst flachen Winkel zur reflektierenden Ebene befinden. So kommt es zu einer Totalreflexion.

Eine weitere Besonderheit bei Regen ist (logischerweise) der wolkenverhangene Himmel. Dieser wirkt selbst zur Mittagszeit wie eine riesige Softbox und beschert dem Fotografen sehr schönes, weiches Licht, das dir in der Nachbearbeitung viele Freiheiten lässt.


sarajevo

Streetfotografie in Sarajevo

Bei der Streetfotografie kommt es immer wieder darauf an, den besonderen Charakter eines Ortes einzufangen. Das Ganze ist natürlich deutlich einfacher wenn es sich um einen Ort mit vielen Ecken und Kanten, mit Kontrasten und Widersprüchen handelt. Sarajevo ist so ein Ort.

Die Kontraste Sarajevos werden schnell deutlich. Überall sind noch deutliche Spuren des Krieges erkennbar. Schon beim betreten der Stadt müsste man vollkommen blind sein, um nicht überall Einschusslöcher und ähnliches zu entdecken.

Gleichzeitig handelt es sich bei Sarajevo um eine pulsierende, moderne Großstadt mit allem was dazu gehört. Moderne Bauten, große LED Werbetafeln und Neuwagen mit glänzendem Lack prägen das Straßenbild.

Trotzdem hat man den Eindruck, dass der Krieg noch nicht über zwanzig Jahre vorbei ist. Neben den vielen Einschusslöchern erinnern überall in der Stadt kleine und große Denkmäler an die vielen Opfer des Krieges.

Wer aufmerksam durch Sarajevo läuft, dem werden schon bald die seltsamen roten Gebilde auch den Gehwegen auffallen. Die sogenannten „Rosen von Sarajevo“ sind die Spuren von Granateneinschlägen. Wenn dabei Menschen getötet worden sind, wurden sie nach dem Krieg mit rotem Harz ausgegossen.


Sarajevo ist ein perfekter Ort für all jene, die sich einmal an Streetfotografie heranwagen wollen und ebenso gut für alle, die schon seit Jahren dabei sind. Die Stadt bietet krasse Kontraste und jede genug Möglichkeiten einen eigenen Stil zu entwickeln oder ihn zu Geltung zu bringen.

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