Jeden Herbst bietet sich in den wäldern ein besonderes Schauspiel. Besonders große und farbenfrohe Pilze erscheinen innerhalb weniger Wochen und sind genau so schnell wieder verschwunden. Damit sind Pilze die perfekten Fotomotive, um etwas Abwechslung in das eigene Fotografie-Portfolio zu bringen.
Dieser Artikel liefert einige Tricks, die dir helfen die kurze Zeit der Pilze optimal zu nutzen, ohne dabei zu viel Equipment durch den Wald schleppen zu müssen.
1. Braucht man ein Makro-Objektiv?
Kurz gesagt: Nein, man braucht kein spezielles Makroobjektiv. Pilze haben den Vorteil, das die meisten von ihnen so groß sind, dass auch die Naheinstellgrenze normaler Objektive vollkommen ausreich, um den groß genug abzubilden.
Welches Objektiv man letztendlich die Pilzfotografie fählt, hängt natürlich davon ab wie viel man vom restlichen Hintergrund einbeziehen möchte und wie sehr der Fokus auf dem Pilz liegen soll.
Ich persönlich fotografiere Pilz gern mit 35mm oder 50mm Vollformat-Equivalent. Wenn ich also mit einer APS-C Kamera unterwegs bin, dann mit 24mm oder 35mm.
2. Stativ vs Bohnensack
Ein grundsätzliches Problem bei der Pilz-Fotografie ist, dass Pilze an Orten mit eher wenig Licht wachsen. Wenn man also den ISO-Wert nicht ins Nirvana schießen will, lohnt es sich andere Wege zu finden.
Die zwei einfachsten Wege mit dem geringen Lichtangebot im Wald umzugehen sind die Verwendung von 1. einem Stativ oder 2. einem Bohnensack.
Der Vorteil von Stativen ist, dass die meisten schon eines besitzen und sie sehr vielseitig anwendbar sind. Der Nachteil ist, dass Stative nur selten so nutzbar sind, dass die Kamera sich sehr nah über dem Boden befindet. Außerdem können einem je nach Einstellung und Brennweite durchaus die Beine des Stativs in die Quere kommen.
Aus diesem Gründen nutze ich lieber einen sogenannten Bohnensack. Das ist im Prinzip nichts weiter als ein gut formbares Kissen, auf dem die Kamera nah über dem Boden platziert werden kann. Bohnensäcke sind zwar nicht so universell anwendbar wie ein Stativ, eignen sich in meinen Augen für die Pilzfotografie aber deutlich besser. Bohnensack hinlegen, Kamera drauf, fertig.
Ein Bohnensack ist ein günstiger Weg die Pilzfotografie deutlich einfacher zu gestalten. Ein gutes Bohnensack-Stativ (Affiliatelink) kostet nicht viel und schont die Nerven.
Wichtig: Egal ob Bohnensack oder konventionelles Stativ, solltest du nicht vergessen einen Fernauslöser einzupacken. Sollte das doch einmal passieren, hilft nur den Selbstauslöser auf 2s zu stellen. Also besser dran denken.
3. Ist die Tageszeit wichtig?
Da die meisten Pilze im Wald wachsen, ist es fast egal, wann man zur Pilzfotografie aufbricht. Im Herbst steht die Sonne selbst Mittags so tief, dass sich schöne Kontraste ergeben und den Rest erledigt das Blätterdach des Waldes.
Das ist natürlich etwas anders, wenn man vor hat leuchtende Pilze zu fotografieren. Aber dazu später mehr.
4. Wo findet man die schönsten Pilze?
Jeder weiß, dass Pilze im Wald wachsen. Sobald man dann aber im Wald steht, findet man nicht die schönen Pilze, die man sich wünscht. So oder so ähnlich geht es vielen Fotografen, die zum ersten mal los ziehen, um Pilze zu fotografieren.
Grundsätzlich gilt: Pilze wachsen vorallem dort, wo es feucht und schattig ist. Es lohnt sich also nach Vertiefungen im Landschaftbild Ausschau zu halten.
Wenn dann noch viel Totholz in diesen Vertiefungen liegt, hat man gute Chancen auf prächtige Baumpilze.
Sollte das nicht helfen, bieten örtliche Vereine, Förster und Universitäten alljährlich Pilzwanderungen an. Das Ziel dieser Wanderungen ist zwar eher das Sammeln der Pilze aber die Teilnehmer warten in der Regel gern noch ein Foto ab bevor sie ihr Exemplar abschneiden. Außerdem bekommt man so schnell selbst ein Gefühl dafür, wo Pilze wachsen und kann mit diesem Erfahrungsschatz dann selbst losziehen.
5. Worauf fokussieren?
Wenn alles fertig ist, der die Kamera auf dem Bohnensack-Stativ ruht und die Belichtung eingestellt ist, stellt sich häufig die Frage worauf man fokussieren soll.
Die geringe Entfernung zu Motiv bewirkt in der Regel, dass die Schärfentiefe nicht so groß ist, dass der komplette Pilz komplett scharf ist.
Ich persönlich würde den Fokus deshalb immer auf den vorderen Rand des Pilzschirms legen. Je nach Blickwinkel sind so der Rand, einige Lamellen und der Stiel scharf.
6. Welche Perspektive bei der Pilzfotografie?
Steht man erstmal vor dem Pilz, steht man auch vor der Frage, aus welchem Blickwinkel man den Pilz fotografiert.
Hier kommen die Stärken des Bohnensack-Stativs ins Spiel. Ich neige dazu Pilze aus einer sehr bodennahen Perspektive zu fotografieren. So schafft man es, je nach Position des Pilzes ein schönes Bokeh mit dem Licht, das durch die Blätter bricht zu erzeugen, oder die Umgebung mit einzubinden.
7. Pilze zum leuchten bringen
In den letzten Jahren haben sich Fotos von leuchtenden Pilzen im Netz verbreitet. Für alle denen es wie mir geht, und noch nie ein leuchtendes Exemplar in der Realität gesehen haben, habe ich hier eine kurze Anleitung für Fotos mit leuchtenden Pilzen.
Schritt 1: Schieße ein Foto in der der Pilz genau so positioniert ist, wie er später im Bild zu sehen sein soll.
Schritt 2: Nimm eine starke LED und beleuchte den Pilz aus kürzester Distanz so, dass das Lich durch ihn hindurch scheint und mache ein Foto davon. Zur Beleuchtung kannst du zum Beispiel die Taschenlampe deines Smartphones nutzen.
Wenn du eine professionellere aber auch deutlich teurere Beleuchtungsmöglichkeit für unterwegs suchst, die auch unterschiedliche Farbgels beinhaltet, solltest du dir mal den Lume Cube (Amazon-Link) ansehen. Ein ausführliches Review zu den Lume Cubes findest du hier.
Schritt 3: In Photoshop kannst du nun die leuchtenden Farben aus dem einen Foto in den Pilz des anderen Fotos „hinein malen“. Wie genau das funktioniert erklärt dir das folgende Video.