„Denkt bei der Landschaftfotografie daran auf RAW umzuschalten und den IS auszumachen bevor du dich um ISO und die WB kümmerst. Wenn du das vergisst, bringt dir auch die Hyperfokale Distanz und der hohe Dynamic Range nichts mehr!“
So oder so ähnlich liest man häufig Ratschläge in Foto-Foren.
Nur Bahnhof verstanden? Kein Problem! Wir erklären die wichtigesten Fotografie-Fachbegriffe und abkürzungen in verständlichem Deutsch.
#1 – RAW
RAW ist das Rohdatenformat in der Fotografie. Anders als Formate wie JPEG sind RAW-Dateiformate nicht komprimiert und enthalten deutlich mehr Bildinformationen als beispielsweise das JPEG Format.
In einer DSLR und den neuen spiegellosen Systemen lässt sich einstellen, ob man seine Fotos in RAW, JPEG oder in beiden Formaten auf der Speicherkarte der Kamera speichern möchte.
Ich schieße nur in RAW mit meiner DSLR.
Eine RAW Datei ist nicht komprimiert und bietet in der Nachbearbeitung deutlich mehr Möglichkeiten als ein Foto im JPEG-Format. Dabei darf man sich anfangs nicht verunsichern lassen. Sieht man sich ein Foto im RAW-Format zu ersten Mal an, so wirkt es meist flach, trist und leblos. RAW-Fotos müssen also zwingend nachbearbeitet werden, um ihre Vorteile gegenüber JPEG-Fotos entfalten zu können. Macht man das nicht, sieht das JPEG meist besser aus.
Wagt man sich aber an die Foto-Nachbearbeitung, bietet RAW deutlich mehr Möglichkeiten.
Wer auf Nummer Sicher gehen will fotografiert also in RAW!
Natürlich lassen sich fertig bearbeitete RAW Fotos später im JPEG-Format exportieren, um die Handhabung mit der geringeren Dateigröße zu vereinfachen. Auch sind deutlich mehr Geräte im Stande das JPEG-Format darzustellen als ein RAW-Format.
Ein letzter Hinweis: Auf dem Vorschau-Bildschirm deiner Kamera siehst du immer ein JPEG Bild, auch wenn du nur im RAW Format speicherst.
#2 – APS-C
Ausgeschrieben bedeutet diese Abkürzung Advanced Photo System Type C.
Aber was bedeutet das für uns?
Im grunde geht es bei dieser bezeichnung nur um die Sensorgröße der Kamera. APS-C Sensoren sind sogenannte Crop-Sensoren. Diese sind kleiner als Vollformat-Sensoren mit einer Größe von 36mm x 24mm. Ein typischer APS-C Sensor von Canon hat dagegen ein Größe von ungefähr 22.2mm x 14.8mm. Den Faktor mit dem diese Werte multipliziert werden müssen, um auf die Größe des Vollformat-Sensors zu kommen, nennt man Crop-Faktor. Je größer dieser Faktor ist, desto kleiner ist der entsprechende APS-C Sensor.
Der Faktor kann dabei von Kameramodell zu Kameramodell und von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein. Die APS-C Kameras von Nikon haben beispielsweise nur eine Cropfaktor 1.5. Canons APS-C Kameras besitzen dagegen einen etwas höherern Cropfaktor von 1.6. Canon APS-C Sensoren sind also minimal kleiner als Nikon APS-C Sensoren.
Die Seitenverhältnisse gegenüber dem Vollformat-Sensor bleiben dabie unangetastet. In beiden Fällen liegt das Seitenverhältnis bei 3:2.
Wieso ist das jetzt wichtig für uns?
Neben vielen anderen Effekten hat der Cropfaktor vorallem einen Einfluss auf den Bildausschnitt, den man mit einem bestimmten Objektiv abbilden kann.
Ein Beipiel:
Schraubt man ein Objektiv mit einer Brennweite von 35mm auf eine Nikon Kamera mit APS-C Sensor, so erhält man einen kleineren Bildausschnitt, als mit einem 35mm Objektiv auf einer Vollformatkamera.
Mit dem Crop-Faktor der Nikon APS-C Kamera lässt sich dann sehr einfach errechnen, welcher Brennweite der Bildausschnitt dann in etwa entspricht:
35mm*1.5 = 52,5mm
Der Bildaussschnitt eines 35mm Ojektivs an einer Nikon APS-C Kamera entspricht also in etwa dem eines 50mm Objektivs an einer Vollformatkamera.
Besonders Fotos mit besonders großen Weitwinkel-Bildausschnitten schießen möchte, ist mit einer vollformat Kamera deshalb oft besser bedient!
#3 – ISO
Die ISO-Werte einer Kamera sind häufig die am lautesten vorgebrachten Kaufargumente einer neuen Kamera auf dem Markt.
In einfachen Worten beschreibt der ISO-Wert die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors. Je höher der Wert, desto empfindlicher reagiert der Sensor auf das Licht, das ihn trifft.
Klingt erstmal gut.
Allerdings erhöht sich mit dem ISO-Wert, den man an der Kamera einstellt auch sukzessive das Bildrauschen, auch ISO-Rauschen genannt.
Trotzdem gibt es gute Gründe mit dem ISO höher zu gehen, um beispielsweise die Belichtungszeit kürzer zu wählen, und damit Bewegungsunschärfe zu minimieren.
Wie so vieles in der Fotografie geht auch die Wahl des richtigen ISO Wertes mit einem Trade-Off einher.
Wichtig:
Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert sind zwar die drei grundlegenden Einstellungen, die sich an einer Kamera treffen lassen, aber während die Blende und die Verschlusszeit die Lichtmenge regulieren, die den Sensor trifft, verändert der ISO-Wert nur die Empfindlichkeit des Sensors. Die drei Einstellungen sind alsi nicht als gleichwertig zu betrachten.
#4 – WB
WB ist die Abkürzung für White Balance, auf Deutsch: Weißabgleich.
Um zu verstehen was darunter zu verstehen ist, muss man sich einmal folgende Frage stellen:
Woher soll die Kamera wissen, welche Graustufe sie als Weiß zu betrachten hat?
Moderne Kameras nutzen die sogenannte AWB Auto White Balance und machen das automatisch. Möchte man allerdings auf Nummer Sicher gehen, bleibt einem kaum eine bessere Möglichkeit ein Referenzfoto bei den Lichtbedingungen des Shootings von etwas zu machen,bei dem man sicher weiß, dass es einen bestimmten weiß oder Grauton hat.
In Lightroom lässt sich damm mit dem Eyedrop Werkzeug diese Farbe als bspw. Weiß referenzieren und alle anderen Farben werden an dieser einen ausgerichtet.
Das Referenzphoto wirkt also quais als farblicher Fixpunkt, um alle anderen Farben korekt zuzuordnen.
#5 – IS/VR
IS oder auch VR stehen für Image Stabilization oder Vibration Reduction.
Hinter diesen Begriffen verstecken sich Technologien, die im Objektiv oder in der Kamera die Körpereigenen Vibrationen und Wackler des Fotografen ausgleichen. Die Kamera ist also bestrebt ungewollte Wackeler, die beispielsweise beim Drücken des Auslösers entstehen, auszugleichen.
Wie genau das bewerkstelligt wird ist an diesem Punkt ersteinmal egal.
Für die Praxis ist wichtig: Sobald man auf einem Stativ arbeitet macht IS oder VR keinen Sinn mehr, da vibrationen und Wackler vom Fotografen sowieso ausgeschlossen sind.
Im Gegenteil kann der Bildstabilisator hier sogar Nachteilig wirken, indem er „versucht“ vibrationen auszugleichen, die garnicht existieren. So verliert das Bild unnötigerweise an Schärfe.
Also merken:
Auf dem Stativ immer den Bildstabilisator auschalten!
#6 – DSLR
Digital Single Lens Reflex. Das ist die übliche Bezeichnung für digitale Spiegelreflexkameras.
SLRs sind dementsprechend analoge Spiegelreflexkameras.
#7 – Dynamic Range
Als Dynamic Range bezeichnet man die maximale Spanne zwischen Dunkel und hell, die eine Kamera auf einem Bild darstellen kann.
Fotografiert man beispielsweise drinnen bei wenig Licht, so ist der Himmel, den man im Fenster sieht oft ausgebrannt. Das heißt, es sind keinerlei Strukturen mehr erkennbar oder in der Nachbearbeitung zu retten.
Um den Dynamic Range einer Kamera voll auszuschöpfen, sollte man auf jeden Fall in RAW fotografieren.
#8 – HDR
Fotos, die sowohl in den sehr hellen, als auch in den sehr dunklen Bereichen noch Strukturen erkennen lassen, nennt man HDR-Aufnahmen. HDR steht dabei für High Dynamic Range.
#9 – Hyperfokale Distanz
Unter
der Hyperfokaldistanz versteht man diejenige Fousentfernung, die die
größte Schärfentiefe bietet. Wo diese liegt ist dabei von der
jeweiligen Brennweite abhängig. Die Hyperfokaldistanz findet
besonders Häufig in der Landschaftsfotografie Anwendung. Hier geht
es darum möglichst Große Teile eines Fotos scharf
darzustellen.
Eine andere Möglichkeit um diesen Effekt zu
erreichen, ist das sogenannte Focus-Stacking (dt.: Fokus-Stapelung).
Dabei werdenauf einem Stativ mehrere Fotos des gleichen
Bildausschnittes mit verschiedenen Fokuseinstellungen an dem Objektiv
geschossen. Diese werden dann in der Nachbearbeitung zusammengefügt
bzw. Gestapelt.
Noch Fragen, irgendetwas unverständlich? – Dann lass uns doch einen Kommentar da!