Mit dem erscheinen der spiegellosen Systeme von Sony und co schien der ewige Streit zwischen Canon und Nikon Enthusiasten in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund zu rücken. Nicht wenige haben sich sogar Sorgen gemacht, ob die beiden traditionsreichen Kamerahersteller diesen Paradigmenwechsel überhaupt überstehen.
Mit dem erscheinen der spiegellosen Systeme von Nikon und etwas später nun auch von Canon scheint nun aber nicht nur die Zukunft beider Hersteller wieder etwas sicherer, sondern die Foren sind auch wieder voll mit Nikon vs. Canon Diskussionen.
In diesem kurzen Beitrag möchte ich kurz die zehn, für mich wichtigsten Unterschiede zwischen der Nikon Z6 und der Canon EOS R herausstellen und damit meinen Senf zu dieser Diskussion beisteuern.
#1 Sensor – 30,3 vs 24,5 Megapixel
Während es sich bei den Sensoren beider Kameras um Vollformat-Sensoren handelt, hat sich Canon entschieden die Megapixel-Zahl bei rund 30 MP anzusiedeln. Nikon ist dagegen im uns so vertrauten Bereich von rund 24 MP geblieben.
Dafür besitzt die Nikon Z6 einen etwas größeren ISO-Bereich. Inwiefern die bessere Performance beim ISO mit der geringeren Megapixel-Zahl zusammen hängt, ist meiner Meinung nach aber nicht mit Sicherheit zu sagen. Auch wenn in diversen Foren oft etwas anderes behauptet wird.
Beide Kameras besitzen einen Tief-Pass-Filter und diverse Dateiformate bis hin zu 14-bit RAW (unkomprimiert).
#2 Bildstabilisierung
Einer der größten Vorteile der Nikon Z6 gegenüber der Canon EOS R ist eindeutig die Sensorstabilisierung. Damit sind auch bei wirklich schlechten Lichtbedingungen noch scharfe Fotos aus der Hand möglich.
Für mich sind die Möglichkeiten, die sich mit Bildstabilisatoren bieten der reine Wahnsinn und ich habe zugegebenermaßen nur wenig Verständnis dafür, dass Canon nichts dergleichen in der EOS R verbaut hat.
#3 Objektivbajonett
Einer der Hauptgründe für die neue Mirrorless-Technologie ist die Tatsache, dass damit die Konstruktion besserer Objektive möglich ist, die dazu auch noch kleiner sein werden als früher.
Im gleichen Zug wurden an beiden Kameras neue Objektivanschlüsse verbaut. Die wichtige Frage hier: Wer bietet die bessere Objektivauswahl? Soweit ich das überblicke, bietet Canon im Moment noch ein etwas umfassenderes Sortiment als Nikon.
Allerdings bieten beide Hersteller einen Adapter, um auf Objektive älteren Kalibers an die Kamera zu schnallen. Für mich im Moment die beste Option.
#4 Autofokus-Geschwindigkeit
Beide Kameras verfügen über ein sehr fortgeschrittenes Autofokus-System. Die System von Z6 und Canon EOS R unterscheiden sich allerdings massiv.
Ohne an diesem Punkt zu technisch zu werden, nutzt die Canon EOS R mit 5655 Fokuspunkten die höchste Anzahl von Fokuspunkten, aller Kameras, die man im Moment in diesem Segment auf dem Markt findet.
Nikon fährt bei der Z6 ein anderes Konzept. Hier werden nur 273 Fokuspunkte verwendet. Diese sind aber durch die Bank für den sogenannten Phasen-Autofokus bestimmt. Dieser ist besonders schnell.
Beide Hersteller bewerben ihre Modelle mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit des Autofokus. Meiner Meinung nach sind aber alle modernen Systeme schon lange so schnell, dass man sehr gut mit ihnen arbeiten kann. Viel wichtiger, und häufig vergessen, sind die Unterschiede, die durch unterschiedliche Objektive bei der Autofokus-Geschwindigkeit entstehen. Grundsätzlich kann man wohl sagen, dass die Geschwindigkeit immer dann leidet, wenn besonders viel Glas im Objektiv bewegt werden muss.
Die Canon EOS R schafft Serienaufnahmen mit bis zu 8fps. Allerdings wird der Fokus des ersten Bildes gespeichert. Wer einen kontinuierlichen Autofokus wünscht, muss sich mit 5fps zufrieden geben.
Die Nikon Z6 dagegen schafft ganze 12fps mit kontinuierlichem Autofokus. Allerdeings wird die Belichtung des ersten Bildes für alle folgenden beibehalten. Soll auch die Belichtung für jedes Bild individuell gemessen werden, muss man sich bei der Nikon Z6 mit 9fps abfinden.
#5 Dual Pixel RAW – Krasse Technologie der EOS R
Die Canon EOS R verfügt über eine Funktion, die es ermöglicht in der Nachbearbeitung minimale Veränderungen des Fokus-Punktes vorzunehmen. Die dabei erzeugten Dateien werden im Dual Pixel RAW Format gespeichert und benötigen eine spezielle Software, die die Veränderung des Fokuspunktes möglich macht.
Wichtig: Dabei handelt es sich vorerst nur um eine Nischen-Technologie, die eine Menge Nachteile mit sich bringt. Erstens lassen sich wirklich nur minimale Anpassungen des Fokuspunktes vornehmen. Zweitens ist die Effizienz der Technologie von der gewählten Blende, der Brennweite des Objektivs und der Fokusdistanz abhängig. Und drittens verdoppelt sich die Dateigröße und die Serienbildgeschwindigkeit verringert sich auf etwa 2,2fps.
Trotz allem eine spannende neue Entwicklung.
#6 Video – Crop vs Full-Sensor-Readout
Beide Kameras bieten hervorragende Video-Funktionen.
Die Canon EOS R glänzt mit mehr Kompressions-Einstellungen als die Nikon Z6. Beide können 4k mit 30fps aufnehmen. In Full HD schafft die Z6 sogar 120fps, während die EOS R mit 60fps zurück bleibt. Wer also gern Slow-Motion Aufnahmen macht, ist also mit der Z6 deutlich besser beraten.
Noch größer werden die Unterschiede, wenn man sich ansieht, welche Teie des Sensors für die Video-Aufnahme genutzt werden. Canon legt hier bei der EOS R einen Cropfaktor von 1.8x (!) an. Zum Vergleich: der Crop-Faktor einer APS-C Kamera liegt nur bei 1.5x bzw. 1.6x (je nach Marke).
Auch die ISO-Werte fallen bei der Canon EOS deutlich auf nur noch 12800 bei 4k-Aufnahmen.
Die Nikon Z6 dagegen nutzt den ganzen Sensor für 4k Aufnahmen. Auch die ISO-Empfindlichkeit bleibt bestehen.
#7 Elektronischer Sucher
Beide Kameras verwenden für den elektronischen Sucher ein OLED-Display mit rund 3,7 Millionen Pixeln. Die Vergrößerung des Suchers ist bei der Nikon Z6 allerdings mit 0.8x etwas größer als bei der Canon EOS R mit 0.76x.
Auch die Anzahl der Pixel des LED-Bildschirms auf der Rückseite ist mit 2,1 Millionen ungefähr gleich.
Wichtig ist allerdings, dass die Canon EOS R über einen Klappmechanismus verfügt, der es ermöglicht, das Display zur Seite heraus zu schwenken. Das Display der Nikon lässt sich nur nach oben oder unten schwenken.
Beide Displays sind als Touchscreen nutzbar.
#8 Speicherkarten – XQD vs SD UHS II
Sowohl Canon als auch Nikon haben sich für einen einzelnen Kartenslot entschieden. Allerdings kommen bei den Nikon Z6 die teureren XQD-Speicherkarten zur Anwendung, während Canon weiterhin auf SD-Karten setzt.
Einen ausführlichen Vergleich der beiden Kartentypen findest du in diesem Artikel.
#9 Preis
Neben all den technischen Daten zählt natürlich auch der Anschaffungspreis einer Kamera. Die Canon EOS R (siehe aktueller Preis) war zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels um rund 370€ teurer bei Amazon zu haben, als die Nikon Z6 (siehe aktueller Preis).