Wenn es darum geht das Fotografieren zu erlernen, wird dein Lernerfolg ganz wesentlich davon beeinflusst, in welcher Reihenfolge, Du Dich mit den verschiedenen Aspekten der Fotografie beschäftigst.
Unsere Schritt-für-Schritt Anleitung unterstützt Dich beim Fotografieren lernen. Sie ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, aber diese Reihenfolge vermittelt Dir die wichtigsten Dinge zeitsparend schon ganz am Anfang.
Fotografieren lernen heißt nicht nur die Kamerafunktionen zu meistern
Das klingt wahrscheinlich erstmal verwirrend, ist aber eine der wichtigsten Lektionen, die die meisten Fotografie-Anfänger nie wirklich verstehen. Die richtige Bedienung der eigenen Kamera ist sicherlich ein wichtiger Bestandteil der Fotografie, lässt sich aber mit einem Blick ins Handbuch schnell abhandeln.
Beim Fotografieren Lernen geht es vor allem darum, sehr bewusst einige Entscheidungen zu treffen. Wenn Du das tust, und dir dabei über die Auswirkungen im Klaren bist, wirst du schnell besser forotgrafieren, als 90 % der Fotografen da draußen.
Wie funktioniert Fotografie? – Die wichtigsten Grundlagen
#1 Perspektive wählen
Die Wahl der einer Perspektive ist der wichtige und meistens vollkommen unbewusst ausgeführte erste Schritt zum Fotografieren.
Leider führt die Tatsache, dass die meisten Fotografen sich keine aktiven Gedanken über die Perspektive machen, dazu, dass die ersten paar tausend Fotos mehrheitlich aus der gleichen Höhe, und mit der gleichen Neigung der Kamera geschossen werden. Daran ist erstmal noch nichts falsch, aber du solltest diese Entscheidung bewusst treffen.
Besonders am Anfang ist es dabei ungemein wichtig verschiedene Perspektiven auszuprobieren. Begib dich beispielsweise auf den Boden oder steige auf eine Erhöhung, um auszuprobieren, wie sich der Eindruck deines Fotos damit verändert.
#2 Ausschnitt wählen
Die Wahl des Bildausschnittes ist der größte Einfluss den du auf deine Fotos überhaupt haben kannst. Die meisten Fotografen beschäftigen sich erst nach vielen Wochen oder Monaten aktiv mit der Komposition von Fotos. Einige tuen es nie.
Erfahrungsgemäß wirst du aber erst wirkliche Fortschritte machen, wenn du aktiv und bewusst darüber nachdenkst, wie du dein Motiv im Bild positionierst, besonders gut zur Geltung bringst und was du mit im Bildausschnitt haben möchtest.
Achte deshalb schon von Beginn an darauf, wie sich die Bildwirkung durch unterschiedliche Bildausschnitte verändert. Eine gute Möglichkeit um im Nachhinein noch ausprobieren zu können, ist der Zuschnitt von Fotos in der Nachbearbeitung.
Du wirst schnell merken, dass auch in der Fotografie oft gilt: „Weniger ist mehr.“
#3 Fokus einstellen
Dieser Punkt ist genauso wichtig, wie er offensichtlich ist. Und trotzdem solltest Du einen kurzen Moment darüber nachdenken.
Entscheide bewusst, wo du deine Fokusebene platzieren möchtest, und welcher Teil des Bildes am schärfsten dargestellt werden soll.
Anders formuliert: Überlege dir genau, welche Bestandteile deines Fotos am meisten Aufmerksamkeit vom Betrachter bekommen soll, und eliminiere den Rest, indem du ihm deutlich weniger Schärfe zugestehst als dem Rest.
#4 Schärfentiefe wählen
Die Schärfentiefe beschreibt, wie groß der Schärfenbereich deines Bildes ist. Wie du das technisch erreichst, klären wir später.
Besonders ausgeprägte Unschärfe des Hintergrundes wird Bokeh genannt. Du kennst das von Portraits, die von Fotografen gemacht werden. Mit diesem Effekt wird die Aufmerksamkeit des Betrachters sehr deutlich auf das Hauptmotiv gelenkt.
#5 Belichtung einstellen
Zum Schluss solltest du dir Gedanken über die Belichtung deines Bildes machen. Damit ist nicht gemeint, dass dein Bild absolut korrekt belichtet sein muss, sondern dass du die Belichtung es Fotos zum Stilmittel des Bildes machen kannst.
Je nach Belichtungseinstellungen kannst du Silhouetten erzeugen, unwichtiges Ausbrennen lassen, und Hintergründe schwarz blitzen.
Lass dir von niemandem einreden, dass dein Bild nicht korrekt belichtet sei, wenn du diese Entscheidung bewusst getroffen hast, um dein Motiv besser zu Geltung zu bringen.
Das waren die fünf wichtigsten Grundlagen, wenn du lernen möchtest, wirklich gute Fotos zu schießen. Im Anschluss möchten wir einige Wege und Techniken aufzeigen, die du nutzen kannst, um diese Grundlagen zu meistern.
Perspektive – Stellung zur Sonne, Höhe der Kamera
Eine der wichtigsten Überlegungen, die du anstellen solltest, wenn du nach einer guten Foto-Perspektive suchst, ist deine Position im Verhältnis zur dominanten Lichtquelle. In der Regel ist das die Sonne.
Wenn du dir permanent bewusst machst, woher das Licht in deinem Bild kommen wird, kannst du den gesamten Bildeindruck deutlich besser planen.
Außerdem macht sowohl die Höhe der Kamera als auch die Neigung der Kamera einen großen Unterschied. Besonders deutlich wird der Unterschied, wenn Du dich mit der Kamera unter deine Schulterhöhe begibst. Grundsätzlich gilt hier: Ausprobieren und testen was gefällt.
Bildkomposition
Über das Thema Bildkomposition lassen sich ganze Bücher füllen. Wenn du mehr zum Thema wissen möchtest, solltest du einen Blick auf unseren Artikel über Bildkomposition für Fortgeschrittene werfen (Link).
Hier geht es aber nur darum die Grundlagen der Fotografie und Bildkomposition zu erlernen. Deshalb beschränken wir uns an diesem Punkt auf zwei zentrale Aspekte der Bildkomposition bei Fotos.
Drittelregel
Die sogenannte Drittelregel der Fotografie beschreibt, wann wir ein Foto als besonders schön und attraktiv für den Betrachter empfinden. Die theoretischen Grundlagen bildet hierbei der „Goldene Schnitt“, welcher sich aus der Fibonacci-Folge der natürlichen Zahlen ergibt. Weiter wollen wir hierauf an diesem Punkt nicht eingehen.
In der praktischen Anwendung beim Fotografiere Lernen bedeutet das, dass ein Foto dann als schön wahrgenommen wird, wenn Bildelemente an den Linien gruppiert werden, die das Bild in drei Drittel unterteilen.
Die Augen einer Person werden also vorzugsweise nicht in der Mitte des Bildes positioniert, sondern zu einem Rand und etwas nach oben oder unten verschoben.
Dasselbe gilt auch für Horizonte in der Landschaftsfotografie. Eine Horizontlinie, die das Bild exakt in zwei gleich große Hälften teilt, wird in der Regel als langweilig wahrgenommen. Wird der Horizont aber etwas noch oben oder nach unten verschoben verändert sich der gesamte Bildeindruck zum Positiven.
Führende Linien
Das zweite wichtige Prinzip der Bildkomposition sind die sogenannten führenden Linien. Mit diesen führenden Linien sind Linien im Bild gemeint, die auf dein Motiv zu führen, beziehungsweise dem Auge des Betrachters einen Weg durch das Bild weisen. So kannst du neben andere Maßnahmen sehr gut den Fokus auf dein Motiv leben.
Der Umstand, dass man als Betrachter mit dem Blick durch das Bild wandert, wird als schön und angenehm wahrgenommen.
Führende Linien können sein:
- Straßen
- Horizontlinien
- Berghänge
- Kondensstreifen von Flugzeugen
- Zäune
- Linien im Mauerwerk
- Etc.
Wenn du dabei bist dir die Grundlagen der Fotografie anzueignen, solltest du unbedingt auf führende Linien in deiner Umgebung achten. Wenn du einen guten Blick für diese Bildelemente entwickelt hast, werden deine Bilder garantiert besser, als die der allermeisten anderen Fotografen auf der Welt.
Fokus einstellen
Wie schon beschrieben bietet die Fokussierung die einfachste Möglichkeit, um den Blick des Betrachters auf dein Motiv zu lenken. Moderne Kameras bieten allerdings eine Vielzahl an Modi zur Fokussierung von Fotos. Wir haben einen kurzen Überblick zusammengestellt.
- AF-S (Einzelbild-AF)
- Die Kamera fokussiert einmalig und speichert den Fokus.Anwendung: Dieser Modus eignet sich vor allem für unbewegte Motive.
- AF-C (Nachführ-AF) Der nachführende Autofokus einer Digitalkamera sorgt dafür, dass die Kamera stetig weiter fokussiert, solange der Auslöser halb durchgedrückt ist. Anwendung: Dieser Fokus-Modus hat den Vorteil, dass sich damit bewegte Motive sehr gut verfolgen lassen.
- AF-A (Automatischer AF) Der automatische Autofokus ist im Wesentlichen eine Kombination aus AF-C und AF-S. Die Kamera erkennt selbstständig, ob sich das Motiv noch bewegt. Solange das der Fall ist, führt die Kamera den Fokus mit dem AF-C nach. Wenn sich das Motiv aber nicht mehr bewegt, erkennt die Kamera auch das und schaltet auf den AF-S um.
- MF (manueller Fokus) Der manuelle Fokusmodus erlaubt es Dir selbst mithilfe des Reglers am Objektiv zu fokussieren.
Anwendung: Besonders Landschaftsfotografen und Video-Filmer nutzen dieses Feature sehr ausgiebig. Erstere, um sehr genau von Hand zu fokussieren. Letztere, um zu jedem Zeitpunkt selbst wählen zu können, wo der Fokus liegt, und beispielsweise Gesprächsszenen dynamisch darstellen zu können.
Schärfentiefe – das Spiel mit der Blende
Die Frage, wieso es sinnvoll ist, die Schärfentiefe eines Fotos bewusst zu wählen, haben wir bereits geklärt. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Wie?
Grundsätzlich gibt es zwei Faktoren, die die Schärfentiefe deines Bildes verändern. Zum ersten wäre da die Blende. Hier gilt: Je weiter Du die Blende schließt, desto größer ist der Bereich, der im Bild scharf dargestellt wird.
In der Anwendung bedeutet das, dass du die Blendenzahl erhöhen musst, wenn Du eine größere Schärfentiefe in deinem Foto erreichen möchtest. Wenn du die Blende auf f/3.5 stellst, ist die Blende also weiter geöffnet, als bei Blende f/8.0. Demensprechend ist die Schärfentiefe bei f/3.5 geringer als bei f/8.0.
Der zweite Faktor, der für den Grad der Schärfentiefe in deinem Foto verantwortlich ist, ist die Brennweite deines Objektivs. Hier gilt die Daumenregel: je höher die Brennweite, desto geringer die Schärfentiefe bei der gleichen Blendenzahl. Bei einem extremen Weitwinkel von 15mm ist also schon bei weit geöffneter Blende (Bspw. f/3.5) ein sehr großer Bereich deines Bildes scharf dargestellt.
Belichtung – das Basis-Element der Fotografie
Die Belichtung ist der letzte Schritt, den du vor dem Betätigen des Auslösers gehen musst. Die meisten Fotografen achten beim Fotografieren maßgeblich darauf, dass möglichst viele Details des Bildes gut belichtet sind, und nichts ausgebrannt ist.
Wir würden empfehlen, dass Du dir bei der Belichtungseinstellung erst einmal wieder in Erinnerung rufst, welchen Aspekt des Bildes du wirklich betonen willst. Was ist die Geschichte, die das Bild erzählen soll?
Auch die Belichtung des Bildes kann viel dazu beitragen, diese Geschichte besser zu erzählen. Wenn es dafür notwendig ist, dass einige Bereiche des Bildes ausbrennen oder nicht absolut korrekt belichtet werden ist das vollkommen in Ordnung.
Belichtungszeit
Im Absatzüber die Wahl der Schärfentiefe haben wir uns bereits damit befasst, welche Blende du auswählen solltest. Damit ist der erste Parameter für die Belichtung deines Fotos bereits gesetzt.
Die Belichtungszeit regelt, wie lange der Sensor dem Licht ausgesetzt wird.
Das hat neben der Helligkeit des Bildes vorallem Auswirkungen auf die Schärfe des Bildes. Je kürzer die Belichtungszeit eingestellt ist, desto weniger Bewegungsunschärfe befindet sich im Endergebnis.
Daumenregel: Wenn du aus der Hand fotografierst, solltest du immer mindestens die doppelte Brennweite als Belichtungszeit einstellen. Das heißt bei 35mm solltest du die Belichtungszeit mindestens auf 1/70s oder kürzer stellen, um möglichst wenig Unschärfe im Foto zu erzeugen.
ISO
Den ISO Wert solltest du ganz am Ende so einstellen, dass das Bild mit den gewünschten Einstellungen von Blende und Belichtungszeit hell genug wird.
WICHTIG: Viele Anfänger-Fotografen machen den Fehler, dass sie aus Furcht vor ISO-Rauschen keine hohen ISO Werte einstellen. Stattdessen wird dann oft gar kein Foto geschossen.
Besonders wenn es darum geht Fotografieren zu lernen, ist es allerdings der größte Fehler keine Fotos zu schießen. Vor allem weil es keinen rationalen Grund gibt kein Foto zu machen. Löschen kannst du das Foto immer noch.
Also keine Hemmungen vor „hohen“ ISO-Werten. Es geht ja gerade darum, dass du die Grenzen deiner Kamera testest, um so die Grundlagen der Fotografie durch praktische Erfahrung zu erlernen.
Übung für Anfänger – A und S Modus
Um beim Fotografieren Lernen nicht direkt von den vielen Einstellungen überfordert zu werden, ist es sinnvoll, wenn du einen Teil der Belichtungseinstellung der Kamera-Automatik überlässt.
Mit dem A-Modus (Nikon) oder dem Av-Modus (Canon) kannst du selbst die Blenden-Einstellung der Kamera bestimmen. Der Rest der Belichtung wird von der Kamera so eingestellt, dass bei der von dir gewählten Blende ein gut belichtetes Bild geschossen wird.
So kannst du dich nur darauf konzentrieren, welchen Einfluss die Blende auf dein Bild hat.
Mit dem S-Modus (Nikon) oder Tv-Modus (Canon) kannst du ganz ähnlich üben. Mit diesem Modus hast du die Belichtungszeit komplett selbst in der Hand und die Kamera regelt den Rest.
Besonders wenn du bei Lichtverhältnissen fotografierst, die sich schnell ändern, wie beispielsweise bei einem Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang, kannst du diesen Modus sehr sinnvoll einsetzten, um jederzeit Bilder ohne Bewegungsunschärfe zu schießen.
Exkurs für fortgeschrittene Fotografen – M-Modus
Wenn du die im A- und S-Modus beziehungsweise dem Av- und Tv-Modus sicher fühlst, kannst du in den manuellen M-Modus wechseln.
Im M-Modus kannst du lernen, wie es ist, wenn du alle Einstellungen an der Kamera selbst übernehmen musst. Für diesen Modus solltest du aber schon sehr vertraut mit den Schnellwahlfunktionen der einzelnen Einstellungen an deiner Kamera sein. Nur so kannst du schnell reagieren, wenn sich die Möglichkeit für einen Schnappschuss bietet.
Fazit – Fotografieren lernen
Die Grundlagen der Fotografie sind nicht kompliziert. Wichtig ist, dass du dich schon von Beginn an darauf konzentrierst, ein Auge für die Komposition deines Bildes zu entwickeln. Die absolut korrekte Belichtung ist zweitrangig und sollte vor allem die Geschichte in deinem Bild unterstreichen.
Ansonsten gilt das dreckige Geheimnis der Fotografie: Wenn du bessere fotografieren lernen möchtest, fotografiere mehr! Theorie ist ohne Praxis auch in der Fotografie nichts wert.